Der katholische Friedhof Wiedemannstraße

Dieser Friedhof erzählt auf seine Weise von der reichen Geschichte Odenkirchens in den letzten 130 Jahren. Der erste katholische Friedhof Odenkirchens lag rund um die damalige Laurentiuskirche, die der heutigen östlich vorgelagert war. Als im 19. Jahrhundert immer mehr Menschen in Odenkirchen Arbeit fanden und die Einwohnerzahl sich innerhalb eines Jahrhunderts fast vervierfachte, reichte das Gelände dieser Begräbnisstätte bei weitem nicht mehr. Daraufhin wurde der alte Friedhof 1874 geschlossen und die Stadt Odenkirchen legte für die katholische Kirchengemeinde an der heutigen Wiedemannstraße einen neuen Friedhof an. Dieser musste bereits zwanzig Jahre später erweitert werden.

Anlässlich des Todes von Pfr. Ludwig Wiedemann am 10. Februar 1900 wurde eine besondere Grabstätte für die Priester errichtet. Die Odenkirchener Katholiken stifteten dazu das Standbild des guten Hirten. Rund um diese Priestergrabstätte herum wurden später – zwischen 1932 und 1973 – die Ordensschwestern aus der Kongregation der Dienstmägde Jesu Christi / Dernbach beerdigt, die im Odenkirchener Krankenhaus und im Josefshaus ihren Dienst getan hatten. Im Jahr 1909 wurde der Friedhof erneut erweitert Dabei wurde an der Grenze zwischen dem alten und neuen Teil des Friedhofes eine kleine Kapelle im romanischen Stil errichtet. Das heute dort hängende aus Lärchenholz geschnitzte Kreuz und die dazu gehörenden Figuren Marias und des Apostels Johannes waren ursprünglich in der Kapelle des Ruhrfelder Kreuzes aufgehängt; als diese Kapelle dem Luftangriff auf Odenkirchen zum Opfer fiel, wurde die unversehrt gebliebene Gruppe nach hier übertragen.

Nach dem ersten Weltkrieg wurde rechts und links des heutigen Hauptweges der Ehrenfriedhof für die verstorbenen Soldaten geschaffen; Das Gräberfeld befindet sich links (östlich) des Hauptweges. Am äußeren Rand sind die Gefallenen des Ersten Weltkrieges beerdigt; an den Rändern des Gevierts in der Mitte liegen die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. Dieser Teil wird überragt von einem mächtigen Steinkreuz. Auf der rechten (westlichen) Seite des Hauptweges sind die 14 Kreuzwegstationen zu sehen; in der Mitte dieses Gevierts steht seit 1992 eine Stele des Odenkirchener Steinmetzes Rudolf Schneider. Sie trägt die Inschrift „Den Opfern von Terror und Gewalt des zweiten Weltkrieges“ und trägt damit der damaligen Diskussion Rechnung, die auch die Opfer des Nationalsozialismus in das Gedenken einbeziehen wollte.

1958 musste der Friedhof noch einmal erweitert werden. Zugleich zeigte sich, dass dringend eine neue größere Friedhofskapelle mit anliegenden Zellen errichtet werden musste. Die Bauarbeiten dazu begannen mit großer finanzieller Unterstützung der Stadt Rheydt, zu der Odenkirchen damals gehörte, im Frühjahr 1962. Am 1. November 1964, dem Allerheiligentag, wurde diese Anlage nach der seit jeher üblichen Prozession von der Pfarrkirche zum Friedhof ihrer Bestimmung übergeben.

Ihre Architektur bildet mit der Kapelle ein geöffnetes Ei nach, das sich in ein weites, unbedachtes und lichtes Rondell hinein öffnet, und erinnert damit an den Auferstehungsglauben der Christen. Im Mai 1994 wurde das erste nur für Urnenbestattungen bestimmte Gräberfeld eröffnet; damit trug die Kirchengemeinde der wachsenden Nachfrage nach Urnengräbern Rechnung. Am 1. November 2000 wurde die umgestaltete Friedhofskapelle ihrer neuen Bestimmung übergeben. Nach dem Entwurf des Aachener Architekten Jan Konwinski wurde vor das bis dahin offene Ei der Friedhofskapelle ein Glashaus gebaut, das viel Licht in die Kapelle einfallen lässt und zugleich weiterhin den Blick in das Rondell ermöglicht. Seinen Eingang verzieren zwei Glasfenster der Odenkirchener Glasmalerin Marianne Strunk – Hilgers. Finanziert wurde dieser Anbau ohne Kirchensteuergelder allein aus den Erträgen des Friedhofs und aus einem Zuschuss der Stadt Mönchengladbach, zu der Odenkirchen seit 1975 gehörte. Diese Veränderung von der bis dahin offenen Friedhofskapelle zu einem geschlossenen und bestuhlten Andachtsraum war durch die sich ändernden Beerdigungsgewohnheiten nötig geworden. Seit 1991 hatten die Priester von St. Laurentius und St. Michael beiden Gemeinden neben den bis dahin üblichen Begräbnismessen auch Beerdigungen in Form von Wortgottesdiensten angeboten. Dieses Angebot wurde überraschend gerne angenommen, wenn die Angehörigen eines Hinterbliebenen zum Großteil evangelisch waren und weniger mit einer katholischen Messe anfangen konnten, oder aber wenn die Angehörigen deutlich machten, dass sie nicht so kirchennah waren, dass ihnen die bisher übliche Totenmesse wichtig war.

Nach der Errichtung des Glashauses wird das Angebot von Wortgottesdiensten in der Friedhofskapelle immer mehr angenommen.

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